Richard Yates
Eine gute Schule
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 19.99 €
Verlag: DVA
Rezension
Die Dorset Academy im amerikanischen Bundesstaat Connecticut ist nicht gerade eine Elite-Schule, aber wenigstens kann Bill Groves Vater das Schulgeld aufbringen. Seine Mutter, obwohl "unvernünftig und verantwortungslos", erhofft sich für ihren einzigen Sohn den sozialen Aufstieg. "Eine gute Schule", der erstmals 1978 erschienene Roman des amerikanischen Schriftstellers Richard Yates (1926 -1992), ist eines seiner persönlichsten Bücher und suggeriert durch Pro- und Epilog einen deutlich autobiografischen Bezug und zugleich den Versuch einer Annäherung an den früh verstorbenen Vater. Yates skizziert darin das Internat als Mikrokosmos des Lebens vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs: Lehrer und ihre Familien, die Schüler und ihre Beziehungen untereinander. Jede der dicht erzählten Episoden wirft ein Licht auf eine Figur oder auf Konflikte zwischen einzelnen Schülern, auf die Probleme eines Lehrerehepaars oder das Unvermögen des Schulleiters. Die Zukunft ist ungewiss, ständig droht der finanzielle Ruin der Schule - und nicht zuletzt die Einberufung der ältesten Schüler zum Kriegsdienst. Yates schreibt mit leichter Hand und blickt gleichwohl tief in die Seele seiner Figuren und zeigt sie in allen Schattierungen: eine präzise und berührende Milieustudie.
(sti)
Kurzbeschreibung
Das Haar hängt ihm fettig in die Stirn, sein fadenscheiniges Hemd ziert ein Muster aus Flecken. William Grove, fünfzehn Jahre alt und gerade als Stipendiat an der Dorset Academy angenommen, wird schnell der Stempel aufgedrückt: Mit diesem »Zigeuner« möchte keiner der Jungen im Internat etwas zu tun haben. Denn Grove kann nicht verbergen, dass er aus proletarischen Verhältnissen stammt. Doch genau das soll er an der Dorset, Hort englischer Erziehungstraditionen, lernen – seine Mutter hofft, dass ihrem Sohn sich so die Türen zur höheren Gesellschaft öffnen, die ihr, der großen Künstlerin, verschlossen geblieben sind, trotz aller Bemühungen.
Glaubwürdig und mit viel Feingefühl gelingt es Richard Yates, dem Meister der klaren Worte, das psychologische Porträt eines Jungen zu zeichnen, der seinen Platz in der Gesellschaft noch finden muss.
»Denn zu Richard Yates an Flaubert geschulter emotionaler Unbeeindruckbarkeit, die ihn die Dinge schonungslos schildern lässt, wie sie nun mal sind (in all ihrer Erbärmlichkeit und Pein), gesellt sich eben auch hier wieder die zweite große Qualität dieses begnadeten Erzählers: sein Mitgefühl, sein Vermögen, vom Scheitern seiner Figuren so zu berichten, dass wir als Leser trotz allem berührt, ja gerührt sind. Auch Eine gute Schule ist wieder ein zutiefst humanes Buch. Ein großer Kenner der menschlichen Seele ist am Werk. Und ein großer Könner syntaktischer Verknappung.«
DIE WELT (29.12.2012)
„...ein zutiefst humanes Buch. ... Yates hat aus seinen Tränen Eiswürfel gemacht, die beim Schreiben im Whiskeytumbler klirrten; schwer zu sagen, was ihn letztlich umgebracht hat, der Alkohol oder der Schmerz, den er darin ertränkte."
Christopher Schmidt, Süddeutsche Zeitung (07.11.2012)
"Richard Yates ist die wichtigste Wiederentdeckung der amerikanischen Literatur. Er beherrscht die Kunst, Lieblosigkeit und scheiternde Kommunikation im Umgang nah vertrauter Menschen darzustellen, in einem unaufgeregten, präzisen Erzählton und mit einer meisterhaften Lakonik."
Frankfurter Allgemeine Zeitung (07.07.2010)
„Richard Yates seziert Lebenslügen – kühl, schnörkellos, herzergreifend.”
Welt am Sonntag
»Die Stimme, die uns von den Ereignissen im Internat erzählt, ist keine autobiographische, sondern jene Erzählerstimme, die uns aus anderen Büchern dieses Autors bekannt ist: distanziert und klar, ohne Angeberei und ohne die Aufmerksamkeit auf den Stil zu lenken, den man einfach nennen könnte, hieße das nicht so viel wie: kann doch jeder. Nein. Erzählen wie Yates kann kaum einer – mit dem Blick fest aufs Unausweichliche gerichtet. Die klare Sprache, die einfachen Sätze von Yates, sie sind nicht unbedingt auch leicht zu übersetzen. Eike Schönfeld gelingen auch im Deutschen vollkommen prätentionslose Sätze und ein Erzählton, der einerseits leicht ist, manchmal drastisch, und fast immer unterlegt mit einer Melancholie, die nichts Sentimentales an sich hat, aber ein Bewusstsein dafür wachhält, dass es sich um vergangene Ereignisse handelt.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2012
"Ein Meister der Sprache. Klar und messerscharf: Kein Wort ist zuviel und trotzdem ist alles gesagt."
Bayerischer Rundfunk
«Richard Yates ist ein Ästhet des Scheiterns. Eine große Entdeckung.»
Maike Albath, RBB
»Yates, Meister der klaren Sprache, schafft einen wunderbaren Ausflug in den Mikrokosmos Internat. Eine gute Gelegenheit, sich selbst in die eigene Schulzeit zurückzuversetzen – pünktlich zum Schulbeginn. Sehr gut – setzen und lesen!«
WIENERIN, 09/12
»Mit Eine gute Schule ist Yates ein eindrückliches Buch gelungen, hier versammeln sich zahlreiche seiner unvergesslichsten Charaktere.«
literaturkritik.de, 27.09.2012
"Eine gute Schule ist Yates' sanftestes Buch, dasjenige, in dem er am offensten Liebe und Mitgefühl für seine Charaktere zeigt. Seine Stimme ist dabei derart verführerisch in ihrer Bereitschaft, gleichermaßen den eigenen tiefen Schmerz offen zu legen und allen (sogar sich selbst) ihre Ungeliebtheit zu verzeihen, dass anderen Schriftstellern gar nichts übrig blieb, als dem nachzueifern - wie Richard Ford zum Beispiel oder wie ich selbst."
Stewart O'Nan, Boston Review
»Weltliteratur.«
Kurier (A), 25.08.2012
»Ein faszinierendes Porträt Heranwachsender im Amerika der 40er Jahre.«
COSMOPOLITAN, 10/12
»William Grove ist wieder einer dieser Yates-Typen; wie er so zwischen den Weltanschauungen tänzelt, um es jedem recht zu machen, erzeugt Gefühle zwischen Mitleid und Aggression, aber nie die Liebe, um die es ja eigentlich geht. William ist von Yates eigener Kindheit und Jugend inspiriert, wie das Nachwort in Ich-Form nahelegt. Unabhängig von seinem autobiografischen Anteil ist der Roman aber ein eigenständiges Werk, das auch die amerikanische Gesellschaft der 40er Jahre charakterisiert. Absolut lesenswert.«
Aachener Nachrichten, 08.09.2012
»Yates beschreibt seine Charaktere mit viel Mitgefühl und zeichnet ein weiches Bild von den Unsicherheiten während Pubertät.«
BREMER, 10/12
»Realistisch, unprätentiös, genau ist Yates' Sprache. Selbst wer sich nicht für Schuljungen interessiert, wird gefesselt sein von Yates' kühner Meisterschaft.«
Hamburger Abendblatt, 09.10.2012
»Der Stil ist verdammt elegant. Ein schwungvolles, so gesehen perfektes Erzählen (die Übersetzung des Salinger-Übersetzers Eike Schönfeld ist wie immer kongenial), das sich traut, die Perspektiven zu wechseln, um ein Panorama abzubilden. Eine sehr gute Schule der Eleganz.«
die tageszeitung, 20.10.2012
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