Macht und Widerstand
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 24.99 €
Verlag: S. Fischer
Rezension
70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem scheinbaren Ende der osteuropäischen Diktaturen spüren wir derzeit, dass die Ära der Bevormundung, der Bespitzelung und des Misstrauens allerorten keineswegs zu Ende ist. Ilija Trojanow hat den passenden Roman dazu geschrieben. Er seziert die Nachwirkungen der Zeit, als in Bulgarien die Staatssicherheit schalten und walten durfte, wie sie wollte, anhand zweier exemplarischer Schicksale auf Täter- und Opferseite. Dabei gelingen ihm tiefe Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seele, in Denkstrukturen der Macht und der Ohnmacht, die sich hier immer wieder gegenüberstehen, wie in einem nie enden wollenden Kampf. Konstantin und Metodi, die beiden Protagonisten, der ehemalige Widerstandskämpfer und der ehemalige Offizier, sind gefangen in ihren Welten, und sie bleiben es auch im Angesicht der scheinbar so neuen und freien Gesellschaftsordnung. Trojanow zeigt die Angst, die beide Handlungen bestimmt, die Unfreiheit in den Köpfen, es ist ein schonungsloser, schmerzhaft realistischer Blick auf die Figuren. Und damit letztlich auf uns alle. Was wir daraus lernen, bleibt uns überlassen. Sicher ist: Aus diesem Buch können wir lernen. Was will man mehr?
(ct)