Schuhhaus Pallas
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Gelesen von Amelie Fried, Christian Baumann
Informationen: ungekürzte Lesung, 246 Minuten, 4 CDs, 19.95 €
Verlag: Der Hörverlag
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Rezension
Wie in vielen deutschen Familien wurde auch bei den Frieds nicht darüber geredet, was Eltern und Großeltern während der NS-Zeit erlebt hatten. Erst als ihr Mann im New Yorker Leo-Baeck-Institut im Gedenkbuch der Münchner Juden auf den Namen von Max Fried, Amelie Frieds Großonkel, stieß, begann die Autorin, die Geschichte ihrer Familie zu erforschen. "Familiengeheimnisse", schreibt sie, "haben eine starke und unberechenbare Wirkung. Die seelischen Verletzungen werden weitergegeben, von Generation zu Generation, auch und gerade durch das Schweigen."
Amelie Fried bewegt sich auf verschiedenen Zeitebenen: Sie erzählt die Geschichte ihres Großvaters, der sich im unbeirrbaren Glauben an ein Recht, das ihm das Regime längst genommen hatte, gegen die Schikanen der Nazis wehrte. Sein Bruder Max und seine Frau Lilli wurden in 1943 in Auschwitz ermordet. Daneben stehen ihre Recherchen in der Gegenwart, ein Besuch in Seattle bei ihrem Onkel Walter, Max' und Lillis Sohn, der durch einen glücklichen Zufall emigrieren konnte. Immer wieder analysiert sie Kindheitserinnerungen, die durch ihr neues Wissen in einem anderen Licht erscheinen.
Die Autorin liest klar und sachlich. Dass sie ab und an ins Schwäbische fällt, verleiht den Dialogen Lebendigkeit. Ein kluges Hörbuch, das gerade heute, da die letzten Zeitzeugen sterben, wichtig ist.
(ed)