Die Abenteuer des Tom Bombadil

Wer in Zeiten der Blockbuster und Millionenseller nach zusätzlichem Input lechzt, der wird in der Regel von der Branche erhört und kann sich beispielsweise an Sekundärliteratur oder extralangen Filmversionen gütlich tun. Im Falle von „Der Herr der Ringe“ liegt die Sachlage jedoch etwas anders, da sein Schöpfer, der Universalgelehrte J.R.R. Tolkien, einen derart umfangreichen Kosmos erschuf, den zu ergründen es einiger Zeit bedarf.
Die vorliegende Gedichtsammlung ist Ausdruck dieser Produktivität. Dem Charakter des Tom Bomabdil, der Frodo und Co. im ersten Teil der Ringe-Saga erscheint, werden zwei längere Gedichte gewidmet, die den Auftakt zu allerlei kurzen Szenen aus Mittelerde in Versform bilden. Dabei lernt der Leser neue Kreaturen kennen, trifft aber auch auf alte Bekannte.
Die äußerst quirlige Übertragung ins Deutsche und ein gewohnt vielseitiger und erzählfreudiger Gert Heidenreich, der quietschvergnügt aus Mittelerde berichtet, bilden akustisch einen angenehmen und kurzweiligen Rahmen. Für den Nicht-Fan stellt sich allerdings die Frage, warum man diese – zweifellos gut gedichteten – Verse über ein paar drollige Fantasiewesen sammeln sollte. Irgendwie ist es halt doch nur ein Fanartikel – wenn auch ein liebevoller, der nicht den Regeln des Marktes erwuchs.