Simpel

In der Liste meiner All-Time-Favorite-Hörbücher steht Martin Baltscheits Lesung von "Simpel" (2009 ebenfalls bei der Hörcompany erschienen) in den vorderen Rängen. Baltscheit braucht nur "Monsieur Hasehase" zu sagen, und schon muss man schmunzeln. Er liest, als habe er Simpel sofort adoptiert. Seine liebevolle Interpretation des geistig behinderten Mannes ist lustig und geht zu Herzen, aber auch sämtliche andere Stimmzeichnungen treffen ins Ziel. Klar, dass dieses Hörspiel bei mir eine hohe Messlatte zu bewältigen hatte. Simpel ist 22, aber geistig auf der Stufe eines Dreijährigen. Sein Bruder Colbert (17) kümmert sich um ihn, obwohl die Betreuung eine große Herausforderung darstellt - vor allem, als die beiden Brüder in eine WG ziehen. Murail bewältigt die Gratwanderung zwischen anrührendem Tiefgang und Komik wunderbar. Dem Hörspiel gelingt es, trotz eines überzeugenden Marek Harloff als Simpel, nicht, die sensible Stimmung von Buchvorlage (und Lesung) einzufangen. Das Ensemble und die Inszenierung sind prima, auch die Thematik wird durchaus gelungen in 56 Minuten "gepackt". Dem fraglos etwas ungerechten Vergleich mit Baltscheit hält es aber nicht stand.

(bär)

Simpel spielt gern mit Playmobil. Er spricht mit seinem Stoffhasen. Er sagt: "Hier sind alle total blöd!", wenn hier alle total blöd sind, und er kann total schnell zählen: 7, 9, 12, B, tausend, hundert. Simpel ist 22 Jahre alt, doch mental ist er auf der Stufe eines 3-jährigen Kindes. Gut, dass sich sein 17-jähriger Bruder um ihn kümmert. Doch Simpel zu betreuen ist alles andere als simpel. Und als die beiden Brüder in eine WG ziehen, da wird es erst recht kompliziert!