Hiob

 Peter Matic liest Joseph Roths „Hiob“ – da müsste schon einiges schief laufen, wenn das Ergebnis nicht hörenswert sein soll. Ein toller Sprecher und ein zeitloser Roman. Natürlich, wie der Titel andeutet, nicht unbedingt ein Gutelaune-Buch für Dauerlächler, das Roth geschrieben und Diogenes nun vertont hat. Aber ein Stück gute Literatur für alle, die sich an Sprache und Einsichten erfreuen. Roths Art, mit knappen, aber treffenden Formulierungen seine Figuren, deren Innenleben und Lebensumstände zu beschreiben, lässt immer wieder aufhorchen: so einfach und kurz lassen sich komplexe Seelenlagen in Worte fassen.

Roth erzählt die Geschichte des gottesfürchtigen Juden Mendel Singer, der über den Tod seiner Frau, Tochter und Söhne seinen einst festen Glauben verliert und doch schließlich – durch ein Wunder – wiedergewinnt.

Und Peter Matic liest die Geschichte des Mendel Singer unspektakulär und unaufdringlich. Zurückhaltend lenkt er die Aufmerksamkeit des Hörers auf das Wesentliche, den Roman selbst und nicht die Lesung. So treffend, wie Roth formuliert, setzt Matic seine Betonungen und Pausen. Wie gut er das tut, wird deutlich, wenn man sich das Buch besorgt und den Text mitliest. Dann merkt man, dass Matic nichts ausspricht, ohne vorher über den Sinn und Zusammenhang der Sätze nachgedacht zu haben.

(jr)

Roman eines einfachen Mannes Mendel Singer ist »fromm, gottesfürchtig und gewöhnlich, ein ganz alltäglicher Jude«. Doch wie einst den biblischen Hiob gefällt es Gott, ihn zu versuchen. Ein Sohn wird zum Militär eingezogen, der zweite flieht nach Amerika. Die Tochter lässt sich mit Kosaken ein, und der jüngste Sohn ist schwer krank. Und das ist erst der Anfang von Mendel Singers Leiden. Gläubig und ergeben nimmt er Prüfung um Prüfung hin. Doch auch die Demut dieses großen Dulders ist irgendwann erschöpft.