Vom Winde verweht

Sie haben den Film mit Vivian Leigh und Clark Gable schon gesehen oder das Buch verschlungen - und fragen sich, warum Sie die 43-stündige Lesung auf sich nehmen sollen? Der Grund hat zwei Worte: Ulrich Noethen. Der Schauspieler erschafft mit seiner Stimme Bilder, die beim Hören sogar die Bildgewalt der Verfilmung von 1939 verblassen lassen. Dank Mitchells genauen Beschreibungen (so gehören die ersten drei Minuten allein der Charakterisierung von Scarlett O'Hara) und Noethens unterschiedlicher Modulierung, läuft ein eigener Film vor dem geistigen Auge ab.

Bemerkenswert ist auch, dass Noethen - "überwacht" von Regisseur Alexander Schuhmacher - über die gesamte Zeit Spannung und Tonalität jeder noch so kleinen Figur hält. Er grenzt die Vielzahl von Figuren deutlich voneinander ab, vielfach mehr durch ein erhöhtes oder gebremstes Tempo, als starke stimmliche Veränderung. Eine kluge Entscheidung, gerade bei den Frauenfiguren, wie der hartnäckigen Scarlett und der zarten Melanie. Bei den "wichtigen" Männerfiguren, wie Rhett, Ashley oder Scarletts Vater kommt stimmlich der Schauspieler in ihm durch.

Das umfangreiche Booklet beleuchtet Hintergründe und Mythen, stellt den Roman in den Kontext seiner Zeit und erklärt, warum diese Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des amerikanischen Bürgerskriegs ein Klassiker ist.