Fakire

Keine Frage, Antonin Varenne trägt dick auf: Der Fakir, den er gleich zu Beginn in einer Pariser Show verbluten lässt, war ein ehemaliger Iraksoldat, schwul, mit einem US-Diplomaten liiert. Es ermittelt ein Kommissar, dessen Mutter als Prostituierte arbeitet und der sich die Wohnung mit einem zerrupften, zeternden Papagei teilt. Mit dem Psychologen John Nichols taucht schließlich noch ein Freund des Toten aus den USA auf, der nicht an die offizielle Selbstmordversion glaubt. "Fakire" vermengt bizarr-fantastische Jahrmarktwelten mit grausamer Wirklichkeit, buntscheckige Skurrilitäten mit politischer Brisanz zu einer düsteren, desillusionierenden Atmosphäre. Stilistisch überragt der filigrane Roman mit bisweilen etwas gewagten, aber nie abgeschmackten Sprachbildern den gängigen Krimidurchschnitt um Längen. Und Ulrich Noethen tut das, was jeder Sprecher tun sollte: Er hebt die (sprachlichen) Stärken des Textes hervor und überspielt seine (inhaltlichen) Schwächen. Das tut er, ohne in der Stimmlage rauf und runterzurutschen oder sonstige sprechakrobatische Einlagen. Er liest zurückhaltend, aber genau. Es sind nur Nuancen, mit denen er die einzelnen Figuren markiert. Aber mehr braucht es bei Noethen nicht. Das ist es dann wohl, was einen begnadeten Sprecher von einem bemühten unterscheidet.

(smv)

Eine Serie spektakulärer Selbstmorde erschüttert Paris. Kommissar Guérin sucht nach einem Zusammenhang, denn er vermutet, dass mehr dahintersteckt. Zur gleichen Zeit trifft der amerikanische Psychologe John Nichols in der Stadt ein. Einer seiner Patienten verblutet bei einem Auftritt als Fakir. Auch hier deutet alles auf Selbstmord hin, doch Nichols bezweifelt das. Seine Nachforschungen führen Nichols und Guérin zusammen, gemeinsam kommen sie einer Tragödie auf die Spur. Doch an der Wahrheit, die sich ihnen nach und nach offenbart, drohen sie zu zerbrechen...