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Corpus Delicti – Ein Prozess

Juli Zeh

Corpus Delicti – Ein Prozess

ERZÄHLUNGEN UND ROMANE

Gelesen von Helene Grass

Informationen: gekürzte Lesung, 274 Minuten, 4 CDs, 19.99 €

Verlag: DAV

Hörer-Rezension2

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Rezension

„Mitten am Tag, in der Mitte des Jahrhunderts“, setzt die Handlung von „Corpus Delicti“ ein. Gemeint ist die Mitte des 21. Jahrhunderts. Die Welt der Zukunft ist sauber, nahezu keimfrei. Umweltverschmutzung, Krankheit und Schmerz gibt es nicht mehr. Mia Holl – „erfolgreiche Biologin mit Idealbiografie“ – steht vor Gericht, weil sie den monatlich fälligen Schlaf- und Ernährungsbericht nicht eingereicht hat. Sie trauert um ihren Bruder, den die „Methode“, ein Herrschaftssystem, das auf Prävention und absoluter Kontrolle basiert, das Leben gekostet hat. Und Mia wird zur Rebellin.

Wer Literatur als sinnliches Vergnügen begreift, wird mit diesem Hörbuch nicht viel anfangen können. Die Handlung der Dystopie ist absehbar, die Figuren nichts weiter als Träger von Konzepten und Vertreter von Meinungen – Person gewordene Traktate über die diffizile Balance zwischen den Interessen des Einzelnen und denen der Gemeinschaft. Trotzdem verfolgt man Mia Holls Geschichte fast atemlos, denn Juli Zehs Traktate besitzen eine gedankliche Schärfe, die ihresgleichen sucht.

Genauso klar und präzise, wie Zeh ihre Meinungen formuliert, setzt Helene Grass ihre Betonungen. Darüber hinaus ist ihre junge, raue Stimme einfach angenehm. Dank ihrer kraftvollen Lesung ist „Corpus Delicti“ eben doch nicht nur ein intellektuelles Vergnügen.

(ed)

Kurzbeschreibung

Juli Zeh entwirft ein spannendes Science-Fiction-Szenario Deutschland in naher Zukunft: Es herrscht eine Gesundheitsdiktatur. Die junge Mia Holl muss vor Gericht erscheinen, sie hat die Sorge um ihren Körper sträflich vernachlässigt. So beginnt eine Verhandlung, die immer mehr zum Schauprozess ausartet. Juli Zeh entwirft ein Science-Fiction-Szenario und trifft damit den Nerv einer hochaktuellen Debatte um Freiheit, Sicherheit, Prävention und die Aufgaben des Staates. Ein scharfsinniges Gedankenspiel, verstörend wie Orwells »1984« – gelesen von Helene Gras. »CORPUS DELICTI ist politische Erweckungsliteratur, die allerdings ihren diskursiven Gehalt in einen ziemlich ausgeklügelten Kriminalplot verpackt.« Süddeutsche Zeitung


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