Das sag ich dir

Romane über die Schicksale pakistanischer Immigranten in England beschreiben meist zerrissene Identitäten zwischen Zwangsheirat und Entwurzelung. Hanif Kureishi hat sich dafür stets nur am Rande interessiert. Er konzentriert sich lieber auf Lebenslust und Widersprüchlichkeit des Handelns seiner Leidensgenossen. So auch diesmal, nur sind seine Helden und er gealtert.
Jamal ist Psychiater und seine Fähigkeit zuzuhören wird von Patienten wie Freunden gleichermaßen geschätzt. Er ist der Ruhepol in seiner britisch-pakistanischen Welt. Nur seine eigene Vita ist auf diese Weise vernachlässigt worden, seine Probleme sind auf der Strecke geblieben: Er ist geschieden, die Beziehung zu seiner wahren Liebe Ajita schwebt noch im Raum und eine große Schuld verfolgt ihn. Das quirlige London und seine sexuell-hochaktiven Freunde bilden den Rahmen für einen Weg zurück in die Vergangenheit.
Dieses Hörbuch scheint vor schillernden Charakteren nur so zu bersten. Ein Zeitraum von dreißig Jahren prallen Lebens wird spielerisch leicht zum Leben erweckt. Christoph Waltz scheint sich zunächst zu sehr auf seine äußerst markante Stimme zu verlassen, anstatt Kureishis Kaleidoskop menschlicher Umtriebigkeit stimmlich gerecht zu werden. Im Laufe der Stunden bringt er uns dem armen Jamal aber immer näher, bis die beiden eins geworden sind.