Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte

Jedem, der dagegen ist, Literatur zu hören, wenn man doch zwei gesunde Augen hat, sei Rafik Schami empfohlen. Seine Stimme klingt nach Sonne und Sand. Seine Betonungen überraschen. Sein Damaszener Akzent ist das akustische Äquivalent dazu, barfuß über warme, rund gewaschene Steine zu gehen. Und das ist nicht der einzige Grund dafür, dieses Buch zu hören. Hier erzählt ein Erzähler vom Erzählen. Hier spricht ein Mann, der eine hoch dotierte Stelle als Chemiker aufgegeben hat, um in einer fremden Sprache Geschichten zu erzählen, über seinen schweigsamen Vater und seine scharfzüngige Mutter, über seinen Großvater, der im Kinderzimmer mit Dschinnen kämpfte und die Großmutter, die sich mit der Lesebrille ihres Mannes in der Hand begraben ließ, weil der Alte sie vergessen hatte, als er selbst die letzte Reise antrat. Er erzählt alte Damaszener Geschichten, die ihm ein halbblinder Friseur erzählte, während er ihm einen entsetzlichen Haarschnitt verpasste. In jeder Geschichte, die er beginnt, liegen noch zwei oder drei weitere verborgen, und jede gleicht einer reich verzierten Schachtel. Vielleicht enthält die kleinste dieser Schachteln Süßigkeiten.

(ed)

Rafik Schamis persönlichstes Hörbuch: Großer Auftritt von Rafik Schami: In seinem sehr persönlichen Hörbuch erzählt er Märchen und Geschichten darüber, wie er zu einem der beliebtesten Erzähler wurde. Er erzählt uns von seiner Kindheit in Damaskus, als es noch Geschichtenerzähler gab, die im Kaffeehaus ihr Garn gesponnen haben; er zeichnet ein liebevolles Portrait seiner Eltern und seines Großvaters, der selbst ein großer Flunkerer war. Rafik Schami – das macht den großen Reiz dieses Hörbuches aus – spricht mit den Hörern: Er will sie unterhalten, nicht belehren – und sie hören ihm gebannt zu. "Rafik Schami ist ein Schriftsteller von großem kompositorischen Raffinement." Fritz J. Raddatz/DIE ZEIT