Kind 44

Fangen wir mit dem Positiven an: Bei diesem Hörbuch handelt es sich um eine gekürzte Lesefassung. Wäre Tom Rob Smiths Roman nämlich komplett vertont worden, dann hätte man sich womöglich durch zehn bis zwölf CDs quälen müssen - und das wollte uns offenbar noch nicht einmal der Verlag zumuten. Die von Smith präsentierte Handlung um einen mysteriösen Serienmörder im Sowjetrussland der fünfziger Jahre ist schlichtweg zum Haare raufen: Egal, ob es um die Logik, die Charaktere, die Dialoge oder die im wahrsten Wortsinne unglaubliche Auflösung geht - der Autor lässt wirklich keine Gelegenheit aus, um auf uralten Kalte-Krieg-Klischees herumzureiten. Ein derartiges Buch wirkt heute nur noch platt. Einzige Recherchegrundlage scheinen "Der Archipel Gulag" sowie Google Earth gewesen zu sein.
Leider liefert auch Sprecher Bernd Michael Lade eine arg lustlose Vorstellung ab. Den Plot retten hätte er ohnehin nicht können. Aber auf Dauer nerven seine oftmals falschen Betonungen, völlig unangebrachten Tempowechsel und vor allem fehlende Pausen doch ganz gewaltig. Kennt er etwa den Unterschied zwischen einem Punkt und einem Komma nicht? Weil Lades Leseleistung darüber hinaus ab der vierten CD immer mehr nachlässt, drängt sich leider der Eindruck auf, das komplette Hörbuch sei quasi in einem Rutsch aufgenommen worden.