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Interview: Christian Blees (cb) | Fotos: Stephan Pramme

Mark Brandis

2007 – Renaissance im Weltraum

In den 1970er Jahren zählten die Bücher über den Weltraumhelden Mark Brandis zu den erfolgreichsten Science-Fiction-Werken in deutscher Sprache. Seit kurzem erleben sie eine Wiederauferstehung im Hörspiel. Im Gespräch mit hörBücher äußern sich Produzent Balthasar von Weymarn und Hauptdarsteller Michael Lott über zweifelnde Helden, naturwissenschaftliche Unmöglichkeiten sowie unerfüllte Träume.

Herr von Weymarn, als Sie sich vor einiger Zeit daran machten, Mark Brandis im Medium Hörspiel wiederauferstehen zu lassen, waren die Bücher über den Weltraumhelden im Handel bereits seit fast 20 Jahren vergriffen – und somit aus dem Bewusstsein eines breiteren Publikums völlig verschwunden. Was hat Sie dennoch dazu bewogen, ein solches Hörspiel-Projekt in Angriff zu nehmen?

Von Weymarn: Zum einen, weil mein Geschäftspartner und Cousin Jochim Redeker die Leidenschaft für das Genre Science-Fiction im Allgemeinen sowie für Mark Brandis im Besonderen bereits seit seiner Jugend mit mir teilt. Auch haben wir schon damals mit einem Kassettenrekorder eigene kleine Weltraum-Hörspiele aufgenommen. Eines Tages fragten wir uns, ob wir nicht einmal gemeinsam irgend etwas „Großes“ auf die Beine stellen könnten. Da Jochim gelernter Tonmeister ist, entstand die Idee, unserem Jugendidol Mark Brandis akustisch neues Leben einzuhauchen.

Sind Sie mit Ihrer Idee gleich auf offene Ohren gestoßen?

Von Weymarn: Nein. Eine achtminütige Demoversion, die wir zunächst auf eigenes Risiko angefertigt hatten, wurde von vielen Verlagen abgelehnt – meist mit der Begründung, dass die Mark-Brandis-Buchvorlagen nicht mehr lieferbar seien …

… eine Aussage, die inzwischen überholt ist – seit Oktober 2008 erscheint eine Neuauflage im Wurdack-Verlag.

Von Weymarn: Das ist wohl auch auf das Erscheinen der Hörspiele zurückzuführen. Immerhin konnten wir mit der Demofassung zumindest Reinhild von Michalewsky, die Witwe des Autors, dazu bewegen, uns die Rechte zur Adaption der Buchvorlagen zu verkaufen.

Inhaltlich gab es von ihrer Seite keinerlei Vorbedingungen?

Von Weymarn: Doch, in gewisser Weise schon. Sie legt großen Wert darauf, dass unsere Hörspiele den Geist der Originalbücher widerspiegeln. Das heißt: Im Mittelpunkt stehen – im Gegensatz zu vielen anderen Science-Fiction-Serien – weniger technische Errungenschaften, sondern vielmehr die Menschen. Weil das ohnehin auch unserem eigenen Ansatz entsprach, war diese Forderung für uns kein Problem.

  • Balthasar von Weymarn (r.) und Michael Lott im Gespräch mit ­hörBücher-Redakteur Christian Blees in Berlin

Wann und wie ist es Ihnen denn letztlich doch noch gelungen, mit steinbach sprechende bücher einen renommierten Hörbuchverlag für das Projekt zu gewinnen?

Von Weymarn: Letztlich nur, indem wir ein hohes finanzielles Risiko eingegangen sind. Wir haben 2007 die erste Hörspielfolge komplett auf eigene Kosten produziert und diese dann Steinbach vorgelegt. Mit Erfolg.

Herr Lott, im Gegensatz zu Herrn von Weymarn sind Sie als Jugendlicher überhaupt nicht mit Mark Brandis in Kontakt geraten. Woher stammt also Ihr Interesse an dieser Figur? Immerhin waren Sie auf Anhieb bereit, Brandis bereits in der achtminütigen Probefassung Ihre Stimme zu leihen.

Lott: Grundsätzlich bin ich ein genauso großer Science-Fiction-Fan wie Balthasar. Allerdings habe ich in jungen Jahren in erster Linie Perry Rhodan konsumiert. Was mich an Mark Brandis auf Anhieb faszinierte, war kurioserweise die Musik, die seinerzeit als erstes vorlag …

… und die von Jochim Redeker extra fürs Hörspiel komponiert wurde.

Lott: Genau. Als ich sie hörte, entstanden bei mir im Kopf sofort ganze Bilderwelten, derart filmisch war der Soundtrack angelegt. Und je mehr ich mich daraufhin mit der Figur des Mark Brandis beschäftigte, desto reizvoller wurde das Projekt für mich.

Inwiefern? Was ist an ihm so besonders?

Lott: Mark Brandis ist kein Held im klassischen Sinne. Er leidet und kann auch nicht alle Probleme, mit denen er konfrontiert wird, auf Anhieb lösen. Das macht ihn so menschlich – und für mich auch als Sprecher reizvoll.

Von Weymarn: Genau diesen Eindruck hatte auch ich, als ich mir die Originalbände zur Vorbereitung auf die Hörspiele nach langer Zeit wieder durchlas. Weil ich inzwischen in dem Alter war, in dem Nikolai von Michalewsky die Bände einst geschrieben hatte, entdeckte ich plötzlich völlig neue Facetten an der Figur Mark Brandis. Diese waren mir als Jugendlichem zuvor völlig verborgen geblieben. Der Pluspunkt der Serie aus Erwachsenensicht sind die Charaktere der Hauptfiguren, die auch Selbstzweifel haben und die sich damit auseinandersetzen müssen, wie sie angesichts zahlreicher technischer und politischer Herausforderungen bestimmte menschliche Werte aufrecht erhalten können.

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