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Fotos: Uwe Tölle

Roger Willemsen

„Brehms Tierleben ist ein literarisches Massiv“

Als Roger Willemsen seinen Hamburger „Stammitaliener“ betritt, parliert er erst mal fließend italienisch mit dem Personal – so, als komme er gerade nach Hause. Blendend gelaunt nimmt der Schöngeist Platz, bestellt ein Glas Champagner und plaudert fast drei Stunden lang über Lügen, Denkmalsätze und zwei Schildkröten namens Ida.  

Herr Willemsen, wie oft haben Sie heute schon gelogen?

Eigentlich müsste ich, da wir jetzt Mittag haben, bei rund 100 Mal sein, da wir ja angeblich täglich 200 Mal lügen. Aber ich habe heute noch zu wenige Leute getroffen, um überhaupt schon Gelegenheit bekommen zu haben. Ich komme gerade von einem Treffen mit den Begleitern Seiner Heiligkeit, des Dalai Lama, bei denen lügt man nicht, nicht mal aus Höflichkeit.

Dann haben Sie ja noch viel zu tun...

Nun, ich werde heute einen ziemlich selbst versunkenen Tag haben und nicht viel Gelegenheit zum Lügen bekommen. Ich kann mich nur selbst anlügen und könnte sagen, dass ich hier immer nur ein Glas Champagner trinke. Das wäre die erste Lüge.

Wieso haben Sie kürzlich die Weltgeschichte der Lüge ergründet?

Die Idee, sich gemeinsam mit Traudl Bünger der Lüge zuzuwenden, ist schon deshalb schön, weil sie sehr viel literarisches Fleisch hat. Die Lüge, meine ich. Wenn die Fantasie des Menschen dadurch angeregt wird, in kürzester Zeit Geschichten erfinden zu müssen, kommt meist etwas Vergnügliches dabei raus. Und dann begegnet man vielen Spuren, die quer durch die Literatur, Wissenschaft, Politik und der Weltgeschichte gelegt worden sind.

Laut Booklet des Hörbuchs haben Sie fünf Kinder, was glatt gelogen ist ...

... woher wollen Sie das wissen?

Man muss nur ein wenig googeln.

Tja, aber wer lügt hier (er lacht)?

Also gut. Was geben Sie Ihren „fünf Kindern“ in Sachen Lüge mit auf den Weg?

Erstens: Ihr müsst frühzeitig die Fähigkeit zu Lügen ausbilden. Ihr müsst lernen, geschickt zu lügen, denn das ist eine Überlebenstechnik. Zweitens: Lügen regt die Fantasie an. Seid kreativ beim Lügen. Lügt so monströs, das jeder denkt, dass es wahr sein müsse. Und drittens: Wenn ihr eine Lüge ganz dringend braucht, haltet sie ganz nah an der Wirklichkeit, damit ihr Euch nicht verplappert.



Roger Willemsen

Roger Willemsen, geboren 1955 in Bonn, hat neben seines Studiums (Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie) als Nachtwächter, Reiseleiter und Museumswächter gearbeitet. 1991 kam er zum Fernsehen, wo er mit „Willemsen Woche“ bekannt wurde. Seit 1993 produziert und koproduziert er mit seiner TV-Produktionsfirma NOA-NOA Dokumentationen, Interviewformate, Themenabende und Gala-Veranstaltungen. Mehr als 2.000 Gäste hat Willemsen mittlerweile interviewt, darunter Yassir Arafat, Madonna, König Hussein von Jordanien, der Dalai Lama, Michail Gorbatschow, Audrey Hepburn und Margaret Thatcher. 1993 erhielt er den „Adolf-Grimme Preis” in Gold. Willemsen arbeitet seit langem als amnesty-Botschafter sowie für „terres de femmes” und sitzt im Kuratorium von CARE International.



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