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Henning Mankell und Axel Milberg

Herr Mankell, finden Sie sich in dieser Beschreibung wieder?

Ja, absolut. Ich schreibe tatsächlich oft über ein Verbrechen, das auf einem anderen Verbrechen beruht. So schaue ich auf die Welt, auch in „Der Chinese“. Kolonialisierung war ein unglaubliches Verbrechen an Afrika. Die Afrikaner leiden heute noch darunter, wie sie über 400 Jahre lang von den Europäern behandelt wurden. Aber auch das, was die Amerikaner den Chinesen in 1860er Jahren angetan haben, war ein Verbrechen.

Mir war gar nicht bewusst, dass um 1860 Tausende Chinesen zum Bau der Eisenbahn in den USA gezwungen wurden und dabei starben. Wollen Sie mit solchen geschichtlichen Exkursionen auch den Horizont der Leser und Hörer erweitern?

Ja, das stimmt, und gilt für alle meine Bücher. Ich möchte, dass man nach 600 Seiten Lesen oder fünf Stunden Hören am Ende auch etwas erfahren hat, was man vorher nicht wusste.

Herr Milberg, kommen Ihnen beim Vertonen der Mankell-Romane Fragen auf, die Sie den Autor gerne stellen möchten?

Nicht wirklich, denn ich respektiere die beiden unterschiedlichen Bereiche des Schreibens und des Interpretierens. Ich spiele bekanntlich einen Kriminalkommissar in Kiel, und ein bisschen ist das Interpretieren auch eine Art Kommissarstätigkeit, bei der ich nicht in den Schuhen des Verbrechers, sondern des Autoren gehe. Der Text ist sozusagen der Tatort. Ich schaue auf die Struktur, den Rhythmus und den Atem – und darauf, worauf es ankommt und wo sich die Handlung verdichtet. Alles andere ist schauspielerisches Handwerk. Außerdem habe ich mittlerweile eine gewisse Sicherheit für mich entdeckt, wie ich die Texte von Mankell zu lesen habe.

Was Ihnen dann auch die Arbeit am jeweils neuen Mankell erleichtert?

Nein, es ist nicht einfacher, weil seine Bücher sehr unterschiedlich sind – mit unterschiedlichen Menschen, Kontinenten und Lebenssituationen, mit denen die Figuren konfrontiert werden. Aber bei jedem neuen Roman bin ich diese Figuren und Situationen. Ich tauche derart in den Geschichten ein, dass ich manchmal den Atem anhalte oder mit den Tränen kämpfe – und das ist gut so. Nur wenn man im Studio eine Gänsehaut bekommt, funktioniert die Lesung. Ich muss das Geschehen selbst erleben, sonst ist es nichts wert.

Henning Mankell: Kürzlich sagte mir eine deutsche Frau, warum sie die Lesungen von Axel so gerne hört: Er lasse ihr Raum. Ich konnte das sofort nachvollziehen. Es ist genau diese Art Raum für den Hörer, die es ihm erlaubt, in die Welt, die Axel mit seiner Stimme schafft, hinzugehen und nicht außen vor zu bleiben.



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