Kai Meyer
„Ich ärgere mich über Einfallslosigkeit“
Mal gilt er als Vertreter der „deutschen Phantastik“, mal des „magischen Realismus“. In jedem Fall zählt Kai Meyer zu den erfolgreichsten Autoren seines Genres, seine Romane wurden bereits in 27 Sprachen übersetzt. hörBücher traf den kreativen Vielschreiber im Freizeitpark „Phantasialand“ in Brühl bei Köln.
Sie haben mit elf Jahren zum ersten Mal Tolkiens „Der Herr der Ringe“ gelesen. Dieser Wälzer ist eine eher untypische Lektüre für einen Elfjährigen. Wie kam es dazu?
Zuallererst habe ich den „Herr der Ringe“-Zeichentrickfilm aus den 70er Jahren gesehen. Den fand ich so toll, dass ich unbedingt das Buch lesen wollte. Zum Glück gab es das Ganze auch als Comic und Fotoroman. Die habe ich mir zuerst vorgenommen, und nachdem ich beide in- und auswendig kannte, habe ich mich schließlich an die Bücher gewagt.
Und wenig später haben Sie Ihre ersten eigenen Schreibversuche unternommen?
Ja, schon während ich den „Herrn der Ringe“ gelesen habe, habe ich meine erste Geschichte geschrieben. Zu diesem Zeitpunkt habe ich sehr viele Comics gelesen und mache das auch heute noch. Es gab damals einen dreibändigen Fantasy-Comic, der aufgrund seiner neuartigen Zeichentechnik ziemlich gehypt wurde: „Krieger der Geisterwelt“. Das fand ich spektakulär und hat mich vielleicht sogar noch mehr zum Geschichtenerzählen gebracht als Tolkien. Meine erste Geschichte war dementsprechend eine Mischung aus „Krieger der Geisterwelt“ und „Herr der Ringe“.
Erinnern Sie sich an den Titel?
„Das goldene Schwert“ – na gut, ich war eben elf ... Ich habe noch sämtliche Geschichten, die ich als Kind und Teenager geschrieben habe. Letztes Jahr habe ich die erste Seite davon ins Journal meiner Homepage gestellt, inklusive aller fürchterlichen Rechtschreibfehler. Das war der erste Text überhaupt, den ich auf einer Schreibmaschine getippt habe, und so sah er auch aus. Das waren zwölf DIN-A5-Seiten, auf Kästchenpapier aus dem Matheheft.
Spürt man als Fantasy-Autor immer den großen Schatten Tolkiens?
Diese ganze Fantasy, die auf Tolkien basiert, diese ganze Ork-, Elfen- und Zwerge-Fantasy bildet mittlerweile innerhalb der Fantasy schon wieder ein eigenes Genre. Damit habe ich persönlich nicht viel zu tun. Natürlich gibt es auch bei mir Motive, die auf Tolkien oder sonst wen zurückzuführen sind, wie große Schlachten, Reisen durch fantastische Landschaften. Aber ich habe, glaube ich, noch nie bewusst ein Element aus Tolkiens Universum übernommen.
Zitat (1): „Das, was Phantastik ausmacht, ist das Element des Staunens.“
Zitat (2): „Mit 1.000 Orks lockt man heute niemand mehr hinter dem Ofen hervor.“
