Mit Axel Milberg und Co. im Tonstudio

„Jetzt bist Du dran!“

Eine kleine Sprecherrolle in einem Wallander-Hörspiel versprach hörBücher einem seiner Leser - und hielt Wort: Marc Wohlgemuth gab erst seine Stimme für das"grandioseste Hörbuch 2008" ab und durfte sie dann einem Kneipenwirt im neuesten Kriminalfall von Wallander für vier Sätze leihen. Ein Studiobericht.

Von einem Blick hinter die Kulissen kann man nicht sprechen - schließlich befindet sich das Bühnenbild des Stückes, das hier gerade eingespielt wird, nur im Kopf des Regisseurs und die Schauspieler stehen vor Lesepulten und Mikrofonen. Der Regisseur heißt Sven Stricker. Er gibt uns Einblicke in das Entstehen des neuesten Wallander-Hörspiels "Bilderrätsel" - und Marc Wohlgemuth die Chance, sich als Kleinstrollen-Sprecher zu profilieren. "Jetzt bist du dran!", wendet sich Sven Stricker an Marc, der hinter ihm sitzt und ihm bei den Aufnahmen über die Schulter schaut. "Pass' auf, wir machen das so: Wir versuchen es erst einmal im Ensemble. Und wenn das nicht so gut klappen sollte, dann nehmen wir dich einfach getrennt auf und schneiden das später rein." Denn der Zeitplan ist eng, von morgens bis abends wird an diesem Wochenende aufgenommen, da müssen die Szenen schnell sitzen, sonst sind die "Dispositionen" nicht zu halten. Zwar sind es nur vier Sätze, die er sagen muss, aber er ist halt kein Sprecherprofi, sondern "nur" ein Lehrer aus Unna, wenn auch mit einer ausgeprägten Hörspielleidenschaft: Über 1.000 Hörspiele und Lesungen auf Tonträger nennt er sein eigen.
Aber Marc macht seine Sache vor dem Mikrofon wirklich gut: "Nun lassen Sie ihn doch.", "Sie provozieren ihn!", "Bitte, keinen Ärger, ja?" und "Scheiße!" ruft er in der Sprecherkabine, nachdem er mehrmals tief eingeatmet hat. "Marc, versuch' etwas schneller zu sprechen, du klingst etwas breit", heißt es da vom Regiepult und als Marc zum wiederholten Male den Kraftausdruck ins Mikrofon flucht, muss Sven Stricker lachen: "Wahnsinn, das klang exakt so wie vorher!" Auch eine Kunst. Nach fünf Versuchen, die vor allem auf den allzu geräuschvollen Kampf zurückzuführen sind, den Christian Stark alias Nyberg und Stephan Kampwirth alias Robert Thuresson sich liefern, entspricht die Aufnahme Strickers Vorstellungen: "Daraus bauen wir etwas zusammen, super", beschließt er die Szene.

Stricker ist ein Verfechter der Ensemble-Aufnahme. Er schätzt die Interaktion, das Spiel der Sprecher miteinander. "Sven findet es gut, wenn sich das Gesprochene überlappt und man die Sätze verschleift", weiß Ulrike C. Tscharre, die in der Hörspielreihe die Linda gibt, Wallanders Tochter. Der wiederum wird von Axel Milberg gesprochen, der heute auch im Studio dabei ist und im Laufe des Tages sogar noch in Kontakt mit echten Polizisten kommt: Sein Auto, das er in der Straße vor dem Studio in Hamburg geparkt hat, wird von einem PKW-Anhänger beschädigt. Bevor eine Szene aufgenommen wird, begibt sich Stricker vom Regiepult in die Sprecherkabine und geht mit den Schauspielern die Dialoge durch. Sobald er mit dem Ergebnis zufrieden, wechselt er wieder auf einen Platz im Regieraum und die Aufnahme beginnt. Neben ihm sitzt Kay Poppe, Tonmeister und Eigentümer des Tonstudios "fx: one". An einem Tisch im Hintergrund verfolgt Regieassistent Christoph Richter aufmerksam die einzelnen Takes und Strickers Anweisungen: "Davon hätte ich gerne noch 'ne Zweite" oder "Nehmen wir, auch gut, auch gut!" oder "Wir nehmen den kompletten letzten Anschnitt". Regieassistent Richter "übersetzt" die Anweisungen in einen mit dem Lineal gezogenen Strichcode, der beim späteren Abmischen verrät, welche Abschnitte aus welchen Takes zur optimalen Gesamtaufnahme zusammenzuschneiden sind.