Ein ungewohnter Auster: Es sei das erste Buch, das er aus mehreren Perspektiven geschrieben habe und das erste, das in der Jetztzeit spiele, sagt der Autor. Nie sei er dem Heute so nah gewesen. Es ist ein relativ kurzes Buch mit langen Sätzen, das, so Auster, „eines langen Atems bedarf, weil ich versucht habe, die Art, in der Menschen denken, zu spiegeln.“ Es ist ein für seine Verhältnisse geradliniges und verständliches Buch, mehr Episodensammlung als Roman – was dazu führt, dass die Figuren eher blass bleiben und man nicht wirklich mit ihnen fühlt. Dass diese menschliche New Yorker-Geschichte dennoch ein Lesevergnügen ist, liegt an der – nun wieder gewohnt – hohen Sprachkunst von Paul Auster.
(bär)
«Sunset Park» beschreibt die Hoffnungen und Sorgen einer unvergesslichen Schar von Menschen, die in den dunkelsten Zeiten der jüngsten amerikanischen Wirtschaftskrise zusammenkommen: ein rätselhafter junger Mann, der wie besessen Trümmer fotografiert; eine kühle Cineastin mit Hang zum Androgynen; ein politischer Aktivist, der in seiner Klinik für kaputte Dinge Artefakte einer verschwundenen Welt repariert; eine Malerin erotischer Themen; eine einst gefeierte Schauspielerin, die sich auf ihr Comeback am Broadway vorbereitet; ein Kleinverleger, der versucht, seinen Verlag und seine Ehe zu retten.
Die dramatischen Ereignisse, die das Schicksal von Austers Helden verbinden, kulminieren in einem besetzten Haus im heruntergekommenen Stadtteil Sunset Park, Brooklyn, und sie zeichnen ein bewegendes Bild des heutigen Amerika und seiner inneren Dämonen. Dieser Roman ist eine emotionale und politische Tour de Force – am Puls der Zeit und dunkel glänzend.