Dinge, die wir heute sagten
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Gelesen von Nina Petri, Bjarne Maedel, Lotte Ohm
Informationen: gekürzte Lesung, 479 Minuten, 6 CDs, 24.99 €
Verlag: Der Audio Verlag
Rezension
Judith Zanders Debüt-Roman ist wie geschaffen für das Hörbuch-Genre. Denn hier spricht nicht nur ein Erzähler sondern ein ganzes Dorf: Bresekow, irgendwo in Vorpommern, wo Jugendliche in der alten LPG-Halle abhängen und sich die Männer im Schuppen eins hinter die Binde kippen. Kein Schritt auf der Dorfstraße bleibt unbeobachtet, kein Familienzwist unbemerkt. Und doch scheint Bresekow wie im Schweigen erstarrt. Es gibt zu Vieles, das die Menschen gern vergessen wollen. Als Ingrid Hansen zur Beerdigung ihrer Mutter nach vielen Jahren ins Dorf zurück kommt, beginnen Einige, sich zu erinnern: An Ingrids Flucht in den Westen und was sie forttrieb. Und das, was danach geschah.
Judith Zander ist wie die unsichtbare Dirigentin eines vielstimmigen Chores. Sie führt die Geschichten ihrer Figuren geschickt zusammen und erzeugt Spannung durch die verschiedenen Perspektiven, die immer nur einen Teil der Wirklichkeit erkennen lassen. In der Hörbuchversion erklingt dieser Chor höchst virtuos. Jeder Interpret findet die Sprachmelodie seiner Figur und sagt mehr, als der bloße Text auszudrücken imstande wäre.
Leider ist diese gelungene Produktion dem Verlag nicht einmal ein Booklet wert. Selbst die Biografien von Autorin und Sprechern fehlen.
(akm)