Zehnundeine Nacht

 Nacht für Nacht kommt ein Mann, der „der König“ genannt wird, zu einer Prostituierten, die er für Sex und Geschichten bezahlt. Er nennt die Frau „die Prinzessin“. Sie lebt in einem kleinen, verwahrlosten Zimmer, mit dem Traum irgendwann aus ihrem Leben auszubrechen. Ihre Geschichten kreisen immer um die Selbstfindung und Identitätssuche der Protagonisten.

Dies ist allerdings auch schon die einzige Gemeinsamkeit der Geschichten. Als roter Faden, der die vielen kleinen, meist skurrilen Geschichten verbindet, dient die Prinzessin als moderne Geschichtenerzählerin Scheherazade. Dennoch fällt es manchmal schwer, sich immer wieder in eine ganz neue Geschichte einfinden zu müssen.

Einen Anreiz, sich auf dieses Hörbuch einzulassen, gibt jedoch die gelungene Interpretation von Eva Mattes. Ihr gelingt es innerhalb kurzer Zeit, beim Hörer Mitleid für die Prinzessin zu wecken, die dem rücksichtslosen und einfältigen Macho ausgeliefert ist. Mit viel Gefühl leiht Mattes der stets beherrschten und dennoch unglücklichen Prinzessin ihre Stimme – während sie den König als lauten Proleten darstellt. Sie baut einen Kontrast auf, der den Hörer am Ball bleiben und die Beziehung zwischen der intelligenten Prostituierten und dem rechthaberischen Freier weiterverfolgen lässt.

(sin)

Nacht für Nacht kommt der König zu ihr, der Prinzessin. Und Nacht für Nacht bezahlt er sie - auch für ihre Geschichten. Sie erzählt ihm zum Beispiel von einem Dschinn, dessen Flasche, bevor er die versprochenen Wünsche erfüllen kann, vom Zoll konfisziert wird. Die Geschichten der Prinzessin sind oft absurd, manchmal komisch und kreisen immer um das Thema "Identität". Eva Mattes verzaubert uns, indem sie in die Rolle der modernen Scheherazade schlüpft.