Der Schatten des Chamäleons

Keine Zeit für lange Vorreden: Das Hörbuch legt mit dem Attentat auf Lieutenant Charles Acland während eines Irak-Einsatzes fulminant los. Körperlich gezeichnet und traumatisiert kehrt er nach England zurück. Der einst lebenslustige Mann ist zu einem völlig anderen Charakter geworden. Unkontrollierbare Aggressionen bestimmen Aclands Leben. Als ihm die Rückkehr in die Armee verwehrt wird und er von Birmingham nach London zieht, gerät er schnell ins Visier der Polizei. Die ist auf der Spur eines Serienmörders, der im Schwulenmilieu seit geraumer Zeit sein Unwesen treibt.
Christian Berkel liest den Einstieg des Romans - das Attentat auf Acland und seine Kameraden sowie die Auswirkungen und Folgen seiner Verwundungen - derart kühl, als seien die Verstümmelungen und sein Leiden eine Beiläufigkeit. Das klingt oft wie eine wissenschaftliche Abhandlung. Die Unmenschlichkeit des Krieges wird dadurch besonders offensichtlich. Das ist ohne Zweifel die intensivste und beste Phase des Hörbuchs. Im Verlaufe der knapp sechs Stunden sehnt man sich nach mehr packenden Szenen dieser Art. Nur selten reichen die Ermittlungs- und Verhörsequenzen an dieses Niveau heran.  
Insgesamt aber hinterlässt Christian Berkel einen Eindruck von absoluter Leichtigkeit beim Lesen. Man wünscht sich, seine Stimme und sein Interpretationsvermögen öfter zu hören - das wäre ein Gewinn für jedes Hörbuch.