Nackter Mann, der brennt
THRILLER UND KRIMIS
Gelesen von Ulrich Noethen
Informationen: ungekürzte Lesung, 367 Minuten, 5 CDs, 20 €
Verlag: Hörbuch Hamburg
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Rezension
Unerbittlich steckt uns Ani in die Haut eines Killers. Aus einer filigran gestalteten Ich-Perspektive erleben wir, wie er seine Morde plant, durchführt und mit zynischer Lakonie kommentiert. Trotzdem drängt uns Ani zur Empathie, weil der Täter auch Opfer ist. 40 Jahre, nachdem er und weitere Jungen von den Vorzeigebürgern des Dorfs missbraucht wurden, kehrt er inkognito zurück. Ani, der sich als Drehbuchautor für die TV-Produktion "Operation Zucker" mit Pädophilie und Kindesmissbrauch beschäftigt hat, kreiert ein Schreckenskabinett gesichtsloser Menschenmonster. Dass er es sich damit eigentlich zu einfach macht, bemerkt man kaum, weil die ausweglose Atmosphäre unbarmherzig jede ambivalente Gefühlsregung erdrückt. Noethen navigiert mit melancholischem Sarkasmus durch die zerstörte Seelenlandschaft. Härter, sanfter, besser kann man das nicht lesen. Bloß wenn die anderen Figuren zu reden beginnen, ist es umgekehrt. Technisch noch immer großartig, klingt das aufgesetzt. Ohne Persönlichkeit fehlt diesen Scherenschnittrandfiguren der nötige Resonanzkörper. Alles kreist um das schwarze Herz der Geschichte, das gequälte, sich rächende Ich.
(smv)