Arbeit und Struktur
SACHHÖRBÜCHER
Gelesen von August Diehl
Informationen: ungekürzte Lesung, 639 Minuten, 8 CDs, 29.95 €
Verlag: Argon Verlag
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Rezension
Dieses Hörbuch fordert alles ab. Nicht nur Zeit, sondern auch Kraft. Das liegt einerseits in der Natur der Sache. Dies ist schließlich das Zeugnis eines dreijährigen mentalen Widerstands gegen die ablaufende Lebenszeit. Es ist das Tagebuchblog des hochbegabten Schriftstellers Herrndorf, angefangen von der Diagnose seines Hirntumors bis zum letzten Eintrag, kurz vor seiner Selbsttötung im August 2013. Andererseits liegt es aber auch an August Diehl, der es stringent mit der Haltung eines Mannes liest, der seine Verzweiflung unter Kontrolle halten will. Er liest es jedoch gleichzeitig auch so, dass man merkt, wie viel Kraft das kostet. Das macht die Güte seiner Lesung aus, weil sich diese zehrende Spannung in aller Härte direkt auf die Hörer überträgt. Nicht alles, was Herrndorf vermerkt, ist gleichwohl düster und bitter. Es gibt viele helle Momente, die Freude an der Natur, der Luft, dem Fußballspielen. Es gibt auch köstliche Klein-Pamphlete gegen den Literaturbetrieb, anregende Bemerkungen über Filme, die er in dieser Zeit sieht, es gibt die Erfahrung verlässlicher Freunde. Aber hinter all dem steht die Todesgewissheit, die bei Diehls Interpretation immer präsent ist. Das bisweilen unerträglich und deshalb brilliant umgesetzt ist.
(mms)