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Interview: Christian Blees (cb) | Fotos: Uwe Tölle

Daniel Kehlmann und Ulrich Matthes

„Für fünf Euro gibt es einen Kurzauftritt“

Unmittelbar vor dem Interview mit hörBücher erfuhr Daniel Kehlmann, dass sein neuer Roman „Ruhm“ bereits zwei Tage nach Verkaufsstart Platz 1 der Bestsellerlisten erobert hat. Entsprechend gut gelaunt und locker plaudern er und Ulrich Matthes, Sprecher der Hörbuchfassung, über ärgerliche Wikipedia-Einträge, niederschmetternde Erfahrungen im Umgang mit der deutschen Sprache sowie über fiktive Mayonnaise.

Der Roman „Ruhm“ beginnt damit, dass ein Mann auf seinem neuen Handy plötzlich mysteriöse Anrufe erhält, die offenbar einem anderen gelten. Daraus ergeben sich im Fortlauf der Geschichte komplizierte Verwicklungen. Überhaupt spielt die mobile Kommunikation in Daniel Kehlmanns aktuellem Werk eine zentrale Rolle.

Wie wichtig ist das Handy für Sie selbst im Alltag?

Kehlmann: Das Handy zählt zu den Gegenständen, die man braucht, weil man sie hat. Denn das Leben hat sich durch das Handy so verändert, dass man ohne es nicht mehr auskommt. Einerseits ist es wirklich sehr nützlich. Andererseits fühle mich durch mein Handy oft in einem Netz gefangen, aus dem ich nicht ausbrechen kann.

Matthes: Selbst ich Anti-Technik-Freak mag auf das Handy nicht mehr verzichten. Viele meiner Freunde sind schon genervt, weil ich zum Beispiel kaum E-Mails schreibe und mich stattdessen viel lieber per SMS austausche. In gewisser Weise habe ich mich vom Handy als Kommunikationsmittel bereits abhängig gemacht.

Haben Sie mithilfe des Handys einem Gesprächspartner auch schon mal einen falschen Aufenthaltsort vorgegaukelt – so, wie es in „Ruhm“ wiederholt eine der Figuren tut?

Matthes (grinst): Ja, ich habe das in der Tat schon des Öfteren getan, werde jetzt aber natürlich nicht verraten, wem gegenüber und wann.

In „Ruhm“ geht es auch darum, inwieweit Fans von Prominenten sich im Internet über ihre Idole austauschen. Überprüfen Sie, was über Sie im Cyberspace geschrieben steht, etwa in Wikipedia?

Matthes: Ich war über einen entsprechenden Eintrag dort entsetzt. Da standen zum Teil völlig falsche Sachen drin, angefangen beim Geburtsdatum. Das war das Einzige, was ich selbst geändert habe. Alles andere war mir zu doof.

Kehlmann: Die Neugierde nachzusehen, was man über sich im Internet publiziert findet, wird vor allem von Internetforen gnadenlos bestraft. Dort findet sich oft schrecklicher Unsinn, so dass man bei der Lektüre sehr schnell bedrückt und traurig wird – wie etwa die Figur Ralf Tanner in meinem Buch. Ich selbst habe auch einmal einen Wikipedia-Fehler zu meiner Person ausgebessert, und das wurde danach sofort wieder rückgängig gemacht. Viele Schüler, Akademiker und Journalisten verwenden aber Wikipedia bei der Recherche als erste und bisweilen einzige Quelle. Das ist methodisch ein großes Problem, weil jeder bei Wikipedia mitschreiben kann.

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