Die größten Gentleman-Gangster aller Zeiten (3)

Thomas Mann, so heißt es, habe Harry Domela als Vorbild für seinen Romanhelden Felix Krull genommen. Domela saß in den 20er-Jahren in der Klemme: Als junger Soldat war er noch gut genug gewesen, um für Deutschland in der Armee zu dienen, doch nach der Entlassung fiel der 17-Jährige in ein Loch. Keine Eltern, keine Verwandten und Bekannten, kein Geld, keine Arbeit und kein Pass – letzterer wurde ihm verweigert, so dass Domela ein „Reichsfremder“ war. Seine Geschichte erzählt dieses lebendig inszenierte Hörbuch. Autor und Regisseur Michael Esser zeichnet die „Karriere“ eines Hochstaplers nach, der sich geschickt aus Nachtasylen, Wartesälen und Gefängniszellen bis zum Enkel des im Exil lebenden deutschen Kaisers hocharbeitet. Das Husarenstück, bei dem Domela in der jungen Demokratie den nach wie vor vorhandenen – fast blinden – Gehorsam gegenüber Adelstiteln zu seinem Vorteil nutzt, ist interessant und zuweilen sehr köstlich. Andreas Fröhlich hat hörbar Spaß an der Vorlage. Er spielt so gekonnt mit der Stimme und gibt den Figuren so überzeugend eigene Charakter, dass man zuweilen das Gefühl hat, einem Hörspiel zu lauschen – was auch durch die stimmigen Geräusche unterstützt wird.

(bär)

Die Geschichte des jungen Mannes, der sich vom arbeitslosen, reichsfremden Bettler zum Enkel des im Exil lebenden deutschen Kaisers emporarbeitet, hat Thomas Mann zu seinem Roman Felix Krull inspiriert. Man kann nur staunen, wie gekonnt und geschickt Harry Domela die feine Gesellschaft jener Tage in eine Blamage reitet, die ihresgleichen sucht – und über die man noch heute schallend lachen muss.