Der Mann, der die Hitler-Tagebücher verkaufte
SACHHÖRBÜCHER
Gelesen von Andreas Fröhlich, Werner Wölbern
Informationen: Lesung, 71 Minuten, 1 CDs, 19.95 €
Verlag: campfire media
Rezension
Am 25. April 1993 veröffentlichte der "Stern" die Hitler-Tagebücher. Ein Großteil der deutschen Geschichte müsse nun umgeschrieben werden, hieß es aus der Chefredaktion. Eine Woche später erwies sich die Sensation schon als Fälschung. Der "Stern" hatte sich grandios blamiert, Gruner + Jahr angeblich 9,3 Millionen Mark für den Kauf der insgesamt 60 Bände an Fälscher Konrad Kujau bezahlt. Michael Esser lässt diesen Presseskandal Revue passieren, der auch knapp 28 Jahre später noch erstaunt und amüsiert.
Alles fing mit angeblichen Gedichten und Zeichnungen aus der Hand Hitlers an, die Kujau unter einem Pseudonym an einen reichen Sammler von Weltkriegs-Devotionalien verkaufte. Diese stammten von einem Mittelsmann aus dem Osten, aus dem Wrack eines Flugzeugabsturzes. Dann bekam "Stern"-Reporter Gerd Heidemann, hier nur "der Reporter" oder "Spürhund" genannt, Wind von der Existenz eines Hitler-Tagebuchs. So nahm der Skandal seinen Lauf, Kujau verscherbelte dreist 60 "Tagebücher", die er mit großer Kreativität verfasste. Dass er trotz vieler Widersprüche und Fehler nicht früher aufflog und der Verlag Zweifel zur Seite wischte, ist kaum zu glauben.
Dieses spannende Stück Zeitgeschichte wird von Andreas Fröhlich als Erzähler souverän vorgetragen, Werner Wölbern liest den Kujau-Part, etwa die Tagebucheinträge.
(bär)