Der gute Herr Jesus und der Schurke Christus

Es gibt das Bonmot, dass im Christentum alles Gute von Jesus stammt, alles Schlechte von Paulus. Philip Pullman, bekannt mit seinen Fantasy-Büchern wie "Der Goldene Kompass", dient diese Aussage als Vorlage für seinen neuesten Roman.Allerdings ersetzt er Paulus mit Christus undheraus kommt "Der gute Herr Jesus und der Schurke Christus". Damit ist die Geschichte auch fast schon erzählt. Jesus hatte einen Zwillingsbruder, nämlich Christus. Während Jesus ein Gutmensch ist, ein verträumter Visionär undcharismatischer Prediger, beutetChristus seinen Bruder aus und baut für seine eigene Herrschaft die Kirche auf. Eine Kirche, die falsch, verlogen und korrupt ist. Naja.

Nun gibt es ja kein Gesetz, das verbietet, schlechte Romane als Hörbuch zu produzieren. Für den Rezensenten gilt in diesem Fall zum Glück. Denn Hanns Zischler, Träger des Deutschen Hörbuchpreises 2008, macht die Vorlage wenigstens zu einer erträglichen Unterhaltung. Seiner schönen Baritonstimme hört man gerne zu,Zischlers Interpretation ist stimmig, seine Sprechmelodie hat hier etwas pastorales, kirchliches, eben passend zur literarischen Vorlage, den Evangelien nicht unähnlich. So ein guter Interpret und so ein schlechtes Buch. Hoffentlich gibt man Hanns Zischler das nächste Mal einen richtig guten Roman zu lesen.

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Philip Pullman erzählt eine Alternativgeschichte zum Gründungsmythos des Christentums: Er erzählt von den Zwillingen Jesus und Christus. Jesus ist ein verträumter Visionär, Christus ein gerissenes Organisationstalent, das den Grundstein für das korrupte System Kirche legt. Aus diesem Gegensatz entsteht eine moderne fiktive Geschichte von beeindruckender Logik und mit provokanter Auslegung des Evangeliums.